Mathematik des 18. Jahrhunderts

In den späten Jahren des 17. Jahrhunderts und weit hinein in das frühe 18. Jahrhundert dominierten die Schüler von Newton und Leibniz die mathematische und wissenschaftliche Szene. Diese eifrigen Gelehrten, bewaffnet mit dem kraftvollen Werkzeug der Infinitesimalrechnung, setzten sich das ehrgeizige Ziel, die Geheimnisse des Universums zu entschlüsseln.

Das Goldenzeitalter der Wissenschaft war in vollem Gange, und die Infinitesimalrechnung wurde zum Schlüssel, um einige der drängendsten Fragen in der Physik, Astronomie und Technik zu beantworten. Beispielsweise verwendeten Astronomen die neu entwickelten mathematischen Techniken, um die Bahnen von Planeten mit noch nie dagewesener Genauigkeit vorherzusagen. Ingenieure nutzten die Prinzipien der Dynamik und des Gleichgewichts, die aus der Infinitesimalrechnung hervorgingen, um beeindruckende technische Werke zu schaffen, von beeindruckenden Brücken bis hin zu komplexen Wasserbauprojekten.

In der Physik ermöglichte die Infinitesimalrechnung den Wissenschaftlern, tiefer in Phänomene wie Bewegung, Gravitation und Lichtbrechung einzudringen. Die Arbeiten von Newton über Optik und sein Gravitationsgesetz wurden durch die Infinitesimalrechnung verstärkt und präzisiert.

Es war jedoch nicht nur die Anwendung der Infinitesimalrechnung, die das Zeitalter prägte. Ein Großteil des Fortschritts war auch das Ergebnis einer lebhaften wissenschaftlichen Kommunikation und Zusammenarbeit. Briefe zwischen Gelehrten überquerten oft nationale Grenzen, und internationale Netzwerke von Wissenschaftlern tauschten Ideen, Entdeckungen und Herausforderungen aus. Dieser Geist der Zusammenarbeit führte nicht nur zu raschen Fortschritten in der Anwendung von Newtons und Leibniz‘ Ideen, sondern förderte auch Innovationen und neue Entdeckungen.

Insgesamt war dieses Zeitalter ein Beweis für die Macht der Infinitesimalrechnung und den unstillbaren menschlichen Durst nach Wissen. Die Schüler von Newton und Leibniz, obwohl oft im Schatten ihrer berühmten Mentoren stehend, waren unverzichtbare Akteure in einer Zeit, die das Gesicht der Wissenschaft für immer veränderte.

Im Herzen Europas, in der schweizerischen Stadt Basel, thronte eine Familie, die das mathematische Denken jener Zeit maßgeblich beeinflusste: die Bernoullis. Das Erbe dieser bemerkenswerten Familie strahlte durch mehrere Generationen hindurch, mit einer beeindruckenden Anzahl herausragender Mathematiker in ihren Reihen. Insbesondere die beiden Brüder, Jacob und Johann Bernoulli, waren Leuchttürme des intellektuellen Fortschritts und standen oft im Zentrum mathematischer Entdeckungen und Diskussionen.

Jacob und Johann, oft in einer freundschaftlichen Rivalität zueinander, trieben die Infinitesimalrechnung, die Leibniz ins Leben gerufen hatte, voran und erweiterten sie. Ihre Arbeit an der “Variationsrechnung” legte einen wichtigen Grundstein für spätere Generationen von Mathematikern und Physikern und wurde zu einem Kernstück in der mathematischen Analyse. Diese Verallgemeinerung und Erweiterung der Infinitesimalrechnung ermöglichte es, komplexe Probleme zu lösen, die zuvor unerreichbar schienen.

Aber ihr Beitrag beschränkte sich nicht nur auf die reine Mathematik. Sie tauchten tief in die Theorien von Pascal und Fermat ein und erweiterten unser Verständnis von Wahrscheinlichkeitstheorie und Zahlentheorie. Ihre Studien zu Wahrscheinlichkeiten legten den Grundstein für die moderne Statistik und beeinflussten Disziplinen von der Sozialwissenschaft bis zur Medizin.

Doch das Erbe der Bernoullis ging über ihre wissenschaftlichen Beiträge hinaus. Ihre häufigen und lebhaften Debatten, sowohl innerhalb der Familie als auch mit anderen führenden Gelehrten ihrer Zeit, trugen zu einem lebendigen intellektuellen Austausch bei und belebten die wissenschaftliche Gemeinschaft.

Es ist also kein Wunder, dass die Bernoullis, mit ihrer Kombination aus Genie, Leidenschaft und Kooperation, als eines der hellsten Leuchtfeuer im Pantheon der Mathematikgeschichte erstrahlen. Ihre Errungenschaften dienten als Inspiration und Fundament für unzählige nachfolgende Generationen von Denkern, Forschern und Innovatoren.

In der malerischen Stadt Basel, bekannt für ihre reiche Geschichte und ihren kulturellen Einfluss, wurde ein weiteres Genie der Mathematik geboren: Leonhard Euler. Obwohl Basel in seinen frühen Jahren seine Heimat war, fand Euler, angetrieben durch die imposante Präsenz der Bernoulli-Familie, seinen Weg in die weite Welt, um seine eigenen Spuren in der Mathematik zu hinterlassen. Sein Weg führte ihn zuerst nach Deutschland und später in das kulturell pulsierende St. Petersburg in Russland.

Euler war nicht einfach nur ein Mathematiker; er war ein Titan seines Fachs. Mit einer außerordentlichen Bandbreite an Interessen erstreckten sich seine Beiträge von der Geometrie über die Infinitesimalrechnung und Trigonometrie bis hin zur Algebra und Zahlentheorie. Mit einem scharfen Intellekt war er in der Lage, verborgene Verbindungen zwischen diesen unterschiedlichen Disziplinen zu erkennen, wodurch er neue Pfade in der Mathematik erschloss und gleichzeitig bestehende Theorien verfeinerte.

Die Liste seiner Errungenschaften ist beeindruckend. Viele der heute als selbstverständlich angesehenen mathematischen Notationen wurden von ihm eingeführt. Er entwickelte und bewies zahlreiche Theoreme, die sowohl in ihrer Eleganz als auch in ihrer Klarheit bestachen. Durch seine Pionierarbeit legte er den Grundstein für viele moderne mathematische Methoden.

Doch Eulers Beiträge beschränkten sich nicht nur auf seine eigenen Entdeckungen. Mit seiner unermüdlichen Leidenschaft für die Mathematik verfasste er eine beeindruckende Anzahl von Lehrbüchern, die Generationen von Schülern und Gelehrten beeinflussten. Trotz der Schwierigkeiten und Herausforderungen, die sein Leben prägten – darunter auch der Verlust seines Augenlichts in späteren Jahren – blieb sein Geist ungebunden, und er veröffentlichte weiterhin auf einem Niveau, das nur wenige jemals erreichten.

In einer Zeit, in der die Mathematik rasant voranschritt, ragte Euler wie ein Leuchtturm heraus, dessen Licht die Dunkelheit durchbrach und den Weg für zukünftige Generationen von Mathematikern beleuchtete. Es ist kaum zu übertreiben, wenn man sagt, dass seine Beiträge das Gesicht der Mathematik für immer verändert haben.

Im 18. Jahrhundert, einer Zeit, in der wissenschaftlicher Austausch häufig in Form handgeschriebener Briefe erfolgte, trat der deutsche Mathematiker Christian Goldbach mit einem faszinierenden Rätsel an den Vordergrund. In einem Brief aus dem Jahr 1742 an Leonhard Euler präsentierte er die Goldbachsche Vermutung. Diese elegante und scheinbar einfache Hypothese besagt, dass jede gerade Zahl größer als 2 als Summe von zwei Primzahlen dargestellt werden kann. Beispiele hierfür sind 4, die sich als 2 + 2 darstellen lässt, oder 8 als 3 + 5 und so weiter.

Die Vermutung bietet auch eine äquivalente Version, nach der jede Zahl größer als 5 als Summe von drei Primzahlen ausgedrückt werden kann. Weiterhin gibt es eine “schwächere” Form dieser Vermutung, welche behauptet, dass alle ungeraden Zahlen größer als 7 die Summe von drei ungeraden Primzahlen sind.

Es ist bemerkenswert, dass diese scheinbar klaren und intuitiven Ideen zu den ältesten ungelösten Fragen der Zahlentheorie und der gesamten Mathematik gehören. Die schwächere Version der Goldbachschen Vermutung scheint zwar eher eine Lösung in Sicht zu haben als die stärkere, aber beide bleiben ein Magnet für Mathematiker auf der ganzen Welt.

Goldbachs Brief an Euler war jedoch nicht sein einziger Beitrag zur Mathematik. Er hat auch andere bedeutende Theoreme in der Zahlentheorie bewiesen, wie zum Beispiel das Goldbach-Euler-Theorem über vollkommene Potenzen. Goldbachs Neugier und seine tiefgründigen Fragen stellen ein glänzendes Beispiel dafür dar, wie ein einfacher Gedanke die Richtung eines gesamten wissenschaftlichen Feldes über Jahrhunderte hinweg prägen kann. Es ist eine Erinnerung daran, dass in der Mathematik oft die einfachsten Fragen die schwierigsten zu beantworten sind.

Das 18. Jahrhundert war eine Zeit des mathematischen Aufschwungs, insbesondere in Europa. Auch wenn Euler und die Bernoullis zweifelsohne das mathematische Panorama dieser Epoche dominierten, kamen viele der anderen bedeutenden Mathematiker aus Frankreich, einem Land, das auch im kulturellen und wissenschaftlichen Bereich eine zentrale Rolle spielte.

Ein solcher Mathematiker war Abraham de Moivre. In den Annalen der Mathematik ist er vor allem für seine berühmte Formel, de Moivre’s Formel, bekannt: (cosx + isinx)n = cos(nx) + isin(nx). Diese bemerkenswerte Formel schlägt eine Brücke zwischen den komplexen Zahlen und der Trigonometrie und eröffnete neue Horizonte für mathematische Untersuchungen. Doch de Moivre war nicht nur ein Meister in der Theorie komplexer Zahlen.

Er baute auch auf den Errungenschaften seines Vorgängers, Sir Isaac Newton, auf und verallgemeinerte dessen berühmtes Binomialsatz zu dem Multinomialsatz. Dies war ein bedeutender Schritt in der Entwicklung der Algebra. Sein Interesse erstreckte sich auch auf die analytische Geometrie, ein Gebiet, das in dieser Zeit immer wichtiger wurde, insbesondere durch die Arbeiten von Descartes.

Doch eine seiner vielleicht überraschendsten Beiträge war auf dem Gebiet der Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik. Er gab die erste Darstellung der Formel für die Normalverteilungskurve, ein fundamentales Konzept, das heute in vielen Bereichen, von der Wissenschaft bis zur Wirtschaft, allgegenwärtig ist. Seine Arbeiten auf diesem Gebiet legten den Grundstein für spätere Entwicklungen und prägten den Verlauf der mathematischen Statistik.

Insgesamt war de Moivre ein glänzendes Beispiel für die Vielseitigkeit und den Tiefgang der Mathematiker des 18. Jahrhunderts. In einer Zeit des rapiden wissenschaftlichen Fortschritts hinterließ er ein Erbe, das sowohl in seiner Tiefe als auch in seiner Breite beeindruckend ist.

Frankreichs glanzvolles Erbe in der Mathematik schien sich gegen Ende des 18. Jahrhunderts noch zu verstärken. Eine Elite von Mathematikern dieser Zeit hat die Welt der Mathematik nachhaltig geprägt, insbesondere das Trio, das oft als “die drei L’s” bezeichnet wird.

Joseph Louis Lagrange, eine strahlende Figur dieser Gruppe, war ein wahrer Riese in der Mathematik. Obwohl er oft für seine Zusammenarbeit mit Euler in einem bahnbrechenden Werk über die Variationsrechnung in Erinnerung bleibt, umspannte sein Beitrag viele andere Bereiche. In der Theorie der Differentialgleichungen beispielsweise ebnete Lagrange den Weg für viele zukünftige Entwicklungen.

In der Zahlentheorie, einem der ältesten und reichsten Gebiete der Mathematik, hinterließ er ebenfalls tiefe Fußabdrücke. Aber vielleicht ist eines seiner dauerhaftesten Vermächtnisse die Einführung der Gruppentheorie. Dieser Bereich der Mathematik, der die strukturellen Eigenschaften von Gruppen untersucht, sollte sich im 19. und 20. Jahrhundert als von zentraler Bedeutung erweisen, nicht nur in der reinen Mathematik, sondern auch in der Anwendung in Physik und Chemie.

Sein Frühwerk in der Gruppentheorie, insbesondere ein Theorem, das oft als Lagrangesches Theorem bezeichnet wird, legt eine fundamentale Eigenschaft von Untergruppen in endlichen Gruppen fest. Es besagt, dass die Anzahl der Elemente jeder Untergruppe einer endlichen Gruppe stets ein Teiler der Anzahl der Elemente der ursprünglichen Gruppe ist. Dieser fundamentale Satz hat unzählige Anwendungen gefunden und bildet das Rückgrat vieler weiterer Ergebnisse in der Gruppentheorie.

Insgesamt war Lagranges Beitrag zur Mathematik sowohl umfassend als auch tiefgreifend. Er verkörperte die wissenschaftliche Exzellenz Frankreichs in dieser Zeit und hinterließ ein Erbe, das bis heute Bestand hat.

Mittelwertsatz der Differentialrechnung

Der ausgesprochen vielseitige Joseph Louis Lagrange war ein wahrer Meister in vielen Bereichen der Mathematik und hat unzählige Konzepte und Theoreme geprägt, die seinen Namen tragen und die uns bis heute begleiten.

Bemerkenswert ist das Vier-Quadrate-Theorem, ein faszinierendes Ergebnis in der Zahlentheorie. Dieses Theorem besagt, dass jede natürliche Zahl als Summe von vier Quadratzahlen dargestellt werden kann, ein Ergebnis, das nicht nur rein theoretisch von Interesse ist, sondern auch aufschlussreiche Einblicke in die Struktur und Natur der Zahlen selbst bietet.

Doch Lagrange schenkte der Mathematikgemeinschaft noch ein weiteres, bedeutendes Theorem, das ebenfalls oft als Lagrangesches Theorem bezeichnet wird – das Mittelwertsatz von Lagrange. Es ist ein Grundpfeiler in der Analysis und betrachtet die Art und Weise, wie Funktionen sich ändern. Das Theorem garantiert die Existenz eines Punktes auf einem Abschnitt einer glatten kontinuierlichen Kurve, an dem die Steigung der Kurve gleich der durchschnittlichen Steigung des Abschnitts ist. Dieses Konzept, so einfach es auch klingen mag, hat tiefe Implikationen und Anwendungen in vielen Bereichen der Mathematik und der angewandten Wissenschaften.

Abseits der reinen Mathematik widmete sich Lagrange auch der Mechanik. Sein 1788 veröffentlichtes Werk über analytische Mechanik wurde zum maßgeblichen Text auf dem Gebiet und bot die umfassendste Darstellung der klassischen Mechanik seit Newton. Dieses monumentale Werk bildete nicht nur das Fundament für viele spätere Entwicklungen in der Physik, sondern lieferte auch das theoretische Gerüst für eine Vielzahl von Technologien und Anwendungen im 19. Jahrhundert.

Lagranges Brillanz und Vielseitigkeit sind ein Beweis für die Tiefe und Breite seines Einflusses auf die Mathematik und Wissenschaft. Sein Erbe ist bis heute spürbar, und seine Beiträge dienen als Grundlage für viele der komplexesten Konzepte in der modernen Mathematik.

Pierre-Simon Laplace, oft als “der französische Newton” betitelt, ist zweifellos eine der schillerndsten Figuren in der Geschichte der Mathematik und Astronomie. Ein wahrer Gigant des 18. Jahrhunderts, dessen Schatten bis ins 21. Jahrhundert reicht.

Sein monumentales Werk “Celestial Mechanics” (Himmelsmechanik) ist mehr als nur ein Meisterwerk – es ist eine Neudefinition des gesamten Gebietes. Indem er die geometrische Untersuchung der klassischen Mechanik durch den Kalkül ersetzte, ermöglichte Laplace Wissenschaftlern den Zugang zu einer Fülle von Problemen, die vorher unzugänglich waren. Dieses Werk veränderte nicht nur das Verständnis der Himmelskörper, sondern legte auch den Grundstein für viele moderne Techniken und Ansätze in der angewandten Mathematik.

Aber Laplaces Genie beschränkte sich nicht nur auf die Mechanik. In den 1770er Jahren wandte er sich den Gebieten der Wahrscheinlichkeit und Statistik zu. Seine unabhängige Entwicklung der sogenannten Bayesschen Interpretation der Wahrscheinlichkeit, benannt nach Thomas Bayes, zeigte sein tiefes Verständnis und seine Vorhersagekraft im Umgang mit Unsicherheit und Zufall.

Eine seiner wohl bekanntesten Überzeugungen war sein Glaube an den kompletten wissenschaftlichen Determinismus. Für Laplace war das Universum eine riesige Uhrmaschinerie, die, einmal verstanden, keine Geheimnisse oder Zufälle mehr aufweisen würde. Er war der festen Überzeugung, dass es, zumindest theoretisch, einen Satz von wissenschaftlichen Gesetzen geben sollte, der es uns ermöglichen würde, alles über das Universum und seine Funktionsweise vorherzusagen. In der berühmten Anekdote soll er gegenüber Napoleon Bonaparte geäußert haben, dass er in seinen wissenschaftlichen Werken keinen Platz für die Hypothese Gottes gefunden habe.

Laplaces beeindruckendes Lebenswerk und seine unermüdliche Suche nach Wissen haben ihm einen dauerhaften Platz in den Annalen der Wissenschaftsgeschichte gesichert. Sein Name ist auch heute noch in vielen wissenschaftlichen Disziplinen präsent, ein ständiger Reminder für das grenzenlose Potenzial des menschlichen Intellekts.

Französische Mathematikpioniere

Adrien-Marie Legendre, ein weiterer brillanter Stern am Himmel der französischen Mathematik, beeindruckte durch seine Vielseitigkeit und sein Engagement für mehrere Disziplinen. Obwohl er vielleicht nicht die gleiche Berühmtheit erlangte wie einige seiner Zeitgenossen, war sein Beitrag zur Mathematik und zur wissenschaftlichen Gemeinschaft zweifellos bedeutend.

Sein herausragender Beitrag zur Statistik, die Methode der kleinsten Quadrate, legte den Grundstein für das, was heute als lineare Regression bekannt ist. Selbst wenn viele seiner bahnbrechenden Ideen später von anderen, insbesondere von Gauss, verfeinert und popularisiert wurden, kann man nicht leugnen, dass Legendres ursprüngliche Einblicke und sein Innovationsgeist entscheidend für ihre Entstehung waren. Er legte die Saat, die andere zu blühenden Bäumen wachsen ließen.

In der Zahlentheorie stellte sein Werk über das quadratische Reziprozitätsgesetz eine der elegantesten und faszinierendsten Beobachtungen der Mathematik dar. Auch wenn er nicht alle Rätsel dieses Gebiets lösen konnte, stellte er dennoch Fragen und legte Grundlagen, die nachfolgende Generationen von Mathematikern inspirierten.

Sein „Elements of Geometry“, eine Neuinterpretation von Euklids berühmtem Werk, wurde nicht nur in Frankreich, sondern weltweit zum Standardwerk für die Geometrieausbildung. Durch seine präzise und zugängliche Art der Präsentation wurde das komplexe Feld der Geometrie vielen Schülern und Studenten nähergebracht.

Vielleicht ist eines der bemerkenswertesten Vermächtnisse von Legendre, das oft übersehen wird, seine präzise Vermessung des Erdmeridians. Diese Arbeit inspirierte nicht nur die Einführung des metrischen Systems, sondern führte auch zu seiner fast universellen Annahme. Dies hat nicht nur die wissenschaftliche Gemeinschaft, sondern auch den Alltag von Milliarden von Menschen beeinflusst.

Insgesamt hat Adrien-Marie Legendre ein Erbe hinterlassen, das seinen Ruf als einen der wichtigsten Mathematiker seiner Zeit rechtfertigt. Seine Arbeit dient auch als Erinnerung daran, dass wissenschaftlicher Fortschritt oft das Ergebnis von Zusammenarbeit und Weiterentwicklung der Arbeiten anderer ist. Legendre mag vielleicht nicht immer im Rampenlicht gestanden haben, aber sein Beitrag zur Mathematik wird nie vergessen werden.

Gaspard Monge, eine weitere glänzende Figur in der beeindruckenden Riege französischer Mathematiker, erlangte durch seine Erfindung der beschreibenden Geometrie große Anerkennung. Diese kunstvolle Methode, dreidimensionale Objekte mittels spezifischer Verfahren auf einer zweidimensionalen Ebene darzustellen, veränderte die Art und Weise, wie Wissenschaftler und Ingenieure Raum und Form visualisierten und interpretierten.

Stellen Sie sich die Herausforderung vor, die Tiefen und Nuancen eines komplexen dreidimensionalen Objekts auf ein flaches Blatt Papier zu übertragen. Genau das hat Monge gemeistert. Sein Ansatz war nicht nur bahnbrechend, sondern auch elegant und intuitiv. Es ist, als würde man durch die Linse von Monges Geist schauen und die Welt in einer neuen, vereinfachten, aber dennoch vollständigen Perspektive sehen.

Seine orthografische Projektion, eine besondere Art der Darstellung von 3D-Objekten auf 2D-Flächen, wurde zum Rückgrat der technischen Zeichnung. Fast jeder moderne technische Entwurf, von der Erstellung von Bauplänen bis hin zu komplexen Maschinenentwürfen, nutzt seine Methode, was die praktische Bedeutung und den weitreichenden Einfluss seiner Arbeit unterstreicht.

Monges Beitrag zur Mathematik und angewandten Wissenschaften war nicht nur eine intellektuelle Errungenschaft, sondern auch ein wichtiges Werkzeug für Generationen von Ingenieuren, Architekten und Designern. In einer Zeit der industriellen Revolution und technologischen Fortschritte lieferte er das notwendige Werkzeug, um Ideen vom Konzept zur Realität zu bringen. Durch sein visionäres Denken und sein unermüdliches Streben nach Innovation hat Gaspard Monge die Welt, in der wir leben, maßgeblich geprägt.

In den Tiefen der Mathematik, wo sich Zahlen und Theorien verweben, zeichnete sich ein Rätsel ab, das Mathematiker seit Jahrhunderten fesselte: die Natur der Zahl π (Pi). Jahrhundertelang versuchten Gelehrte, die wahre Beschaffenheit von π zu entschlüsseln. Dann trat Johann Lambert auf den Plan. Dieser Schweizer Mathematiker und Astronom war nicht nur ein glänzender Denker, sondern auch ein Meister des Beweises.

1761 enthüllte Lambert seine bahnbrechende Entdeckung, die die mathematische Gemeinschaft erschütterte: π ist irrational. Mit anderen Worten, es gibt keine Möglichkeit, diese geheimnisvolle Zahl als einen einfachen Bruch oder als endende oder sich wiederholende Dezimalzahl darzustellen. Lamberts Beweis beendete den Traum von der perfekten Rationalisierung von π, aber das hielt die Gemeinschaft nicht davon ab, weiterhin versessen darauf zu sein, immer genauere Annäherungen an diese Zahl zu finden.

Doch Lamberts Beiträge beschränkten sich nicht nur auf π. Seine Vorstellung von hyperbolischen Funktionen revolutionierte die Trigonometrie und erweiterte das Verständnis von Kurven und Flächen. Darüber hinaus war er ein Visionär, der in Bezug auf den nicht-euklidischen Raum und die Eigenschaften hyperbolischer Dreiecke weit über seine Zeit hinaus dachte.

Über ein Jahrhundert nach Lamberts erstaunlicher Entdeckung würde Ferdinand von Lindemann die Mathematik erneut überraschen, indem er bewies, dass π nicht nur irrational, sondern auch transzendent ist. Das bedeutet, dass π nicht als Wurzel irgendeiner Gleichung mit rationalen Koeffizienten dargestellt werden kann.

Durch ihre Arbeiten offenbarten diese Gelehrten die tiefgreifenden Mysterien von π und prägten das mathematische Verständnis für Generationen. Lamberts unerschütterlicher Eifer und seine Fähigkeit, komplexe Ideen mit Klarheit und Präzision darzustellen, hinterlassen ein Vermächtnis, das heute noch Bestand hat.

Kategorie: Geschichte
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